Radsport

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1230 Kilometer - in weniger als drei Tagen

HERBERN Zum 18. Mal startete Mitte August der Brevet Paris-Brest-Paris, ein 1230 Kilometer langer Fahrradmarathon, mit der bisherigen Rekordbeteiligung von 6000 Radsportlern. Und mit dabei waren auch vier Radsportler des SV Herbern. Der schnellste von ihnen brauchte keine drei Tage und spulte pro Tag über 400 Kilometer ab.

Entstanden ist Paris-Brest-Paris aus dem gleichnamigen Radrennen für Profis und Amateure, das erstmals am 6. September 1891 und zuletzt 1951 stattfand. Der Brevet findet seit 1971 in einem vierjährigen Turnus statt. Er ist kein Rennen. Das Ziel der Teilnehmer ist, die Strecke innerhalb vorgegebener Zeiten (90, 84 oder 80 Stunden) zu schaffen. Paris-Brest-Paris ist die älteste und weltweit größte Radsportveranstaltung für Amateure. Auf der hügeligen Strecke sind gut 10.000 Höhenmeter zu bewältigen. Das ist aber kein Alleinstellungsmerkmal.

Große Unterstützung

Das Besondere bei Paris-Brest-Paris ist die Atmosphäre und die Unterstützung durch die Anwohner. In vielen Dörfern stehen die Bewohner Tag und Nacht mit Tischen an der Strecke. Wasser, Kaffee und Kekse bieten sie den Fahrern an. In der Bretagne auch gerne Crêpes. Immer wieder hören die Fahrer "Bravo"-Rufe oder sehen Namen von Mitstreitern in großen Lettern auf der Straße geschrieben.

Nirgendwo trifft man so viele Randonneure (so nennt sich diese Art der Radsportler) aus der ganzen Welt. 2011 gingen gut 5000 Randonneure auf die Strecke, von denen 80 Prozent das Ziel in der vorgegebenen Zeit erreichten. Darunter waren auch Andreas Mersmann und Christoph Hönig vom SV Herbern. Beide waren von dem Erlebnis so begeistert, dass sie es wiederholen wollten und damit außerdem noch Martin Gröne und Tobias Hönig zur Teilnahme motivierten.

So fuhren vier Radsportler vom SV Herbern nach Paris. Quartier hatten sie auf dem Campingplatz Huttopia in Versailles gebucht, der mit Randonneuren von überall her ausgebucht war. Am Samstag, 15. August, war nachmittags die Kontrolle der Räder und die Ausgabe der Startunterlagen im Vélodrome National in Saint-Quentin-en-Yvelines im Südwesten von Paris.

Am Sonntagabend, 16. August, ging es auf die Strecke, zu unterschiedlichen Zeiten. Das machte aber nichts aus, denn die vier Randonneure aus der Gemeinde Ascheberg hatten abgesprochen, dass jeder für sich fährt. Alle hatten sich aber vorgenommen, nicht auf Tempo zu fahren, sondern die Strecke und die Atmosphäre so intensiv wie möglich zu genießen. Alle hatten sich für das Zeitlimit von 90 Stunden entschieden. Allzu sehr bummeln durften die Herberner aber nicht, je 24 Stunden mussten mindestens 328 Kilometer inklusive aller Pausen bewältigt werden.

Abgesehen von Martin Gröne, der bald auf und davon war, trafen sich die übrigen drei immer wieder einmal auf der Strecke oder auf einer der Kontroll- oder Verpflegungsstellen, die es in Abständen von etwa 60 bis 90 Kilometern gab. Andreas Mersmann und Christoph Hönig bemerkten dabei auf den ersten 300 Kilometer einige beachtliche Hügel, die sie auf ihrer ersten Fahrt 2011 in der Euphorie der ersten Teilnahme gar nicht wahrgenommen hatten.

Vor dem Regen im Ziel

Die Fahrt war zwar anstrengend, aber dennoch weitgehende stressfrei, keiner hatte eine Panne oder einen Sturz, es bestand nie die Gefahr, das Zeitlimit nicht einhalten zu können, jeder hatte immer noch ein paar Körner in Reserve. Auch das Wetter war freundlich.

Martin Gröne erreichte das Ziel am Mittwoch gegen 15 Uhr nach 68:33 Stunden - ganz ohne Regen. Andreas Mersmann bekam dann bei der Ankunft am Donnerstag gegen 9 Uhr nach 86:26 Stunden ebenso wie Tobias Hönig (86:44 Stunden) und Christoph Hönig (87:58 Stunden) etwas Regen ab.

Am Donnerstagabend saßen alle auf dem Campingplatz zusammen und ließen die vielen kleinen Erlebnisse der langen Fahrt noch einmal Revue passieren. Das Fazit war eindeutig: Es hat Spass gemacht. Allen ging es auch nach der Fahrt noch gut. Und vier Teilnehmer mit 100Prozent Finisherquote bei einer solchen Veranstaltung zu haben, dürfte es wohl nur in wenigen Gemeinden vergleichbarer Größenordnung geben.